PÄDAGOGIK

Live-Rollenspiele sind pädagogisch wertvoll

Oder: Warum sollte ich mein Kind LARP spielen lassen?

LARP ist nicht nur eine Beschäftigung, die viel Spaß und Bewegung an der frischen Luft bietet, sie eignet sich auch, um zahlreiche Basiskompetenzen und Schlüsselqualifikationen zu trainieren.
LARP hat eine besondere Bedeutung als Vermittlungsplattform, da es die für Kinder natürliche Neigung zu Rollenspielen nutzt und Lerninhalte durch eine hohe emotionale Stimulanz ideal vermitteln kann. Die Inhalte werden durch das intensive Erlebnis direkt in Erfahrungswissen übersetzt und somit in das Langzeitgedächtnis der Kinder überführt.

Abgesehen von dieser intensiven Vermittlung bietet das Liverollenspiel einen ungezwungenen Rahmen um neue Erfahrungen zu sammeln. Unter den gegebenen fantastischen Umständen, kann jedes Kind seine Erfahrungen außerhalb der alltäglichen sozialen Zusammenhänge sammeln. So spielen die gewohnten sozialen Gegebenheiten aus Schule und Nachbarschaft nur noch eine geringe Rolle und Geschlechterstereotype können durch die freie Charakterwahl vernachlässigt werden.

Diese Vorteile bietet LARP für die Entwicklung von Kindern konkret:


Kommunikation

Die Darstellung des Charakters erfolgt beim Liverollenspiel hauptsächlich durch den Dialog unter den Spielenden. Hierbei lernen die Kinder nicht nur neue Freunde kennen, sondern trainieren auch aktiv ihre kommunikativen Kompetenzen. Durch das Darstellen eines eigens erfundenen Charakters bietet LARP hier besonderes Förderungspotenzial. Das Rollenspiel leistet…

  • eine Minimierung der individuellen Hemmungen mit Anderen in den Dialog zu treten, durch das Auftreten als eine andere Person.
  • eine gute Möglichkeit neue Freundschaften zu schließen.
  • durch die gegenseitige spontane Improvisation eine optimale Förderung der kommunikativen Fertigkeiten in unerwarteten Situationen und damit verbunden besondere Sicherheit im Auftreten.
  • eine aktive Reflexion der eigenen Sprache durch die gezielte Anpassung an den Charakter.
  • eine aktive Reflexion der eigenen Körpersprache durch Anpassung an den Charakter.
  • eine direkte Reaktion auf ausprobierte Verhaltensweisen.


Gruppenbildung

„Gemeinsam sind wir stark“ gilt im Alltag und beim Liverollenspiel ganz besonders. Hier ist jeder einzelne Charakter mit seinen individuellen Fähigkeiten bedeutend und allein kommt kein – auch noch so starker – Charakter sehr weit. Die Spielenden sind also darauf angewiesen, sich in Gruppen zu organisieren, um ihre Ziele zu erreichen.

Dabei müssen die Gruppenmitglieder zusammen die Stellung jedes Einzelnen aushandeln, sowie gemeinsame Ziele und Lösungswege erarbeiten. So werden die Spielenden dazu angehalten, sich nach Möglichkeit  eigenverantwortlich und ohne Unterstützung durch Dritte zu organisieren.  Um eine handlungsfähige Gruppe zu erreichen, ist es für die Mitglieder unumgänglich, verschiedene Formen gesellschaftlicher Entscheidungsfindung auszuprobieren und sie so schrittweise zu erlernen.

Doch auch über die Grenzen der eigenen Gruppe hinaus können die Anforderungen des Spiels eine Kooperation mit anderen Spielenden notwendig machen. Gelingen diese Kooperationen innerhalb und zwischen den Gruppen wird dies durch das gemeinsame Erreichen eines Ziels belohnt. Am Ende steht ein gemeinsames Erfolgserlebnis und die Erkenntnis, dass die Zusammenarbeit mit anderen stets von Vorteil ist.

Mögliche Lerneffekte sind:

  • Freude an der Kooperation mit Anderen.
  • Eigene Interessen falls nötig zurückzustellen.
  • Eigene Ideen falls nötig durchzusetzen.
  • Aufgaben innerhalb einer Gruppe sinnvoll aufteilen.
  • Verschiedenheit als eine Bereicherung erfahren.
  • Entscheidungen in Absprache mit anderen treffen.
  • Gegenseitige Rücksichtnahme.
  • Einfühlungsvermögen für die Situation Anderer.
  • Negative Empfindungen äußern.


Motivation und Problemlösestrategien

Entgegen häufiger Meinung ist Motivation keine starre Charaktereigenschaft. Auch sie ist eine erlernbare und trainierbare Fähigkeit.
Durch das erfolgreiche Bewältigen einer Aufgabe wächst das Vertrauen in die eigene Person und führt somit zu einem positiveren Selbstwert. Aus diesem Grund achten wir stets darauf, dass es unterschiedliche Teilaufgaben mit jeweils verschiedenem Schwierigkeitsgrad und ohne feste zeitliche Beschränkung gibt. Die Kinder können selbst entscheiden, an welche Aufgaben sie sich heranwagen möchten, und sind dadurch schon während des Spiels hoch motiviert. Hinzu kommt, dass die meiste Zeit in Gruppen agiert wird. Durch diese Kombination können die Kinder in aller Ruhe gemeinsam an der Lösung arbeiten und falls nötig mehrere Lösungswege ausprobieren. Sollte es einer Gruppe partout nicht gelingen, selbst auf die Lösung der Aufgabe zu kommen, können sie sich von anderen Spielenden oder der Spielleitung Tipps geben lassen und letztendlich die Aufgabe lösen.

Dabei lernen die Kinder…:

  • Misserfolge als Chancen wahrzunehmen.
  • dass es oft mehrere Herangehensweisen an ein und dasselbe Problem gibt.
  • kreativ über verschiedene Lösungsstrategien nachzudenken
  • Offenheit gegenüber neuen Aufgaben und Schwierigkeiten.
  • die eigenen Fähigkeiten zu erkennen und zu schätzen.


Selbstbild

Die fantastische Kulisse und das Ausspielen eines erfundenen Charakters bieten einen idealen Rahmen für die Kinder, um verschiedene Verhaltensweisen ungezwungen auszuprobieren. Dabei können sie teilweise neue Seiten an sich entdecken und gewohnte Verhaltensweisen neu reflektieren. So kam es bei uns z.B. schon vor, dass sonst eher schüchterne Kinder in der Rolle ihres Charakters zu selbstbewussten Anführenden wurden.
Zudem können Geschlechterstereotype dadurch überwunden bzw. außer Acht gelassen werden, dass die Kinder völlig frei entscheiden können, wie oder wer sie sein möchten.

Die Kinder lernen…:

  • dass sie ihre eigene Identität frei und selbst definieren können.
  • dass angeeignete Verhaltensweisen veränderbar sind.
  • mit Unsicherheiten selbstbewusst umzugehen.
  • das eigene Verhalten zu reflektieren.
  • dass ihre soziale Position relativ und änderbar ist.


Sport

LARP bietet viel Bewegung an der frischen Luft. Gerade der Kampf kann trotz der leichten Polsterwaffen oft sehr anstrengend sein. Es gilt, Treffer zu landen und gegnerischen Attacken auszuweichen oder sie zu parieren. Außerdem soll darauf geachtet werden, dass der Gegner nicht zu hart getroffen wird. Dazu ist es nötig, die Attacken kurz vor dem Kontakt zu bremsen oder zu stoppen.

Dies fordert und fördert:

  • Eine gute Handaugenkoordination
  • Schnelles Reaktionsvermögen
  • Arm-, Bein-, Rücken- wie auch Bauchmuskulatur
  • Ausdauer
  • Eine genaue Einschätzung der eigenen Kraft


Kreativität

LARP bietet durch die zahlreichen Betätigungsfelder eine ideale Möglichkeit zur ganzheitlichen Förderung der kreativen Begabung.

Mögliche Förderungsbereiche sind:

  • Ästhetisch-darstellerische Kreativität à Gestalten des Kostüms und verschiedener Inventargegenstände
  • Kognitive Kreativitätà Überdenken verschiedener Lösungsansätze für die unterschiedlichen Aufgaben
  • Körperlich-darstellerische Kreativität – Schauspielerisches Darstellen des Charakters (Körpersprache)
  • Sprachliche Kreativität – Ausdenken der Hintergrundgeschichte und improvisierte Dialoge mit anderen Spielenden


Angstbewältigung

Des Öfteren kann es auf einer LARP-Veranstaltung gruselig werden. Auch wenn es sich nur um ein Spiel handelt, kann eine Gruppe von Fieslingen und/oder Monstern durchaus furchteinflößend sein. Durch eine zielgruppenorientierte Ausgestaltung unserer Veranstaltungen, halten wir diese Momente stets in einem angemessenen Maß.

Viele Kinder erkennen schnell, dass sich hinter dem Fiesling auch nur ein Kind oder ab und zu eine erwachsene Person verbirgt, die eine Rolle spielt.

Die Fähigkeit, zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden,  entwickelt sich bei Kindern aber stets unterschiedlich.

Daher bieten wir jederzeit Rückzugsmöglichkeiten und unterstützen die Kinder aktiv bei der Bewältigung ängstlicher Momente. Bei dieser Unterstützung können wir auf einen reichhaltigen Erfahrungsschatz in der unterstützenden Bewältigung zurückgreifen und vertreten einen akzeptierenden Ansatz.

Dabei lernen die Kinder:

  • Angst als ein vollkommen natürliches und jeden betreffendes Gefühl zu akzeptieren
  • Angst als etwas grundsätzlich Positives und Schützendes zu begreifen
  • Offen und selbstbewusst eigene Ängste zu äußern
  • Angst aber auch als teilweise unbegründet und kontrollierbar wahrzunehmen


Interesse wecken

Neben der direkten Förderung von Kompetenzen, können auch verschiedene förderliche Interessen bei den Kindern geweckt werden. Oftmals geht mit der Freude am Spiel auch eine gewisse Begeisterung für Fantasie und Geschichte einher und auch das Bestreben, den eigenen Charakter möglichst gut darzustellen, legt eine Beschäftigung mit diesen Themenbereichen nahe. Zudem ist vielen Spielenden daran gelegen, auch ihre Gewandung stetig zu verbessern. Dies erfordert das Erlernen von – teils historischen – handwerklichen und gestalterischen Fertigkeiten.

Mögliche positive Konsequenzen:

  • Erhöhte Lesemotivation durch Begeisterung für Fantasie und Geschichte
  • Umfassenderes Verständnis von Geschichte inklusive historischer Fertigungstechniken
  • Ausbildung der motorischen Fähigkeiten durch handwerkliche Betätigung, z.B. Nähen
  • Entdecken von Talenten und Hobbies
  • Erkennen des Wertes von eigenhändig hergestellten Gegenständen und damit einhergehend eine höhere Bereitschaft Gegenstände zu reparieren (Nachhaltigkeit)


Naturkunde

Bei unseren Veranstaltungen legen wir großen Wert darauf, den Teilnehmenden auch die hiesige Pflanzenwelt näherzubringen. Aus diesem Grund haben wir den „Alchemisten“ als Charakterklasse eingeführt und einige Aufgaben eingefügt, die in Verbindung mit heimischen Kräutern stehen. Kinder, die als Alchemisten ihr Abenteuer bestreiten, müssen, um ihre magischen Tränke zu brauen, reale Kräuter sammeln (die Tränke werden nicht real verzerrt). Aber auch andere AbenteurerInnen müssen ab und an das richtige Kraut finden. Dazu werden die Kinder von uns unterstützt und lernen so spielerisch die heimische Flora kennen.


Anmerkung

Es hat sich gezeigt, dass LARP eine wunderbare und sinnvolle Beschäftigung für Kinder sein kann. Es ist allerdings wichtig, dass Sie gut darauf achten, dass die besuchten Veranstaltungen auch tatsächlich für Ihr Kind geeignet sind.

Meist ist es nicht-spezialisierten Veranstaltern ohnehin zu riskant, Minderjährige an ihren Veranstaltungen teilnehmen zu lassen, Wir können aber nicht dafür garantieren, dass dies immer der Fall ist. Glücklicherweise gibt es aber neben uns auch noch ein paar andere spezialisierte Verbände, deren Veranstaltungen auf die Bedürfnisse der jeweils angegebenen Altersgruppe zugeschnitten sind.

Dennoch sollten Sie auch bei diesen spezialisierten Anbietern abwägen, ob die jeweilige Veranstaltung tatsächlich für Ihr Kind geeignet ist.  Zwar sind wir besonders sensibilisiert, dennoch sind alle Kinder höchst unterschiedlich und Sie kennen Ihr Kind am besten.

Weiterhin ist es notwendig, dass Sie mit Ihrem Kind über das Erfahrene sprechen. Auch eine pädagogisch professionell aufgearbeitete Veranstaltung bedarf einer Nachbereitung mit den Eltern. Nur so können transportierte Inhalte gesichert und eventuelle Negativerfahrungen aufgearbeitet werden.

Sollten Sie Fragen haben oder Zweifel, ob eine von uns geplante Veranstaltung für Ihr Kind geeignet ist, scheuen Sie sich nicht, uns zu fragen.


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